SO WAHR DIE SONNE SCHEINET: Kirsten Labonte und Benedikt Eder eröffnen am 22.11.24 unsere neue Reihe der Ensemble-Liederabende.
Schauspiel
Ungeschichtliche historische Komödie von Friedrich Dürrenmatt
Dauer: ca 2 Stunden 40 Minuten | eine Pause
Zu allen Vorstellungen (außer der Premiere) findet 30 Minuten vor Beginn eine Einführung statt.
Rom 476: Die Staatskassen sind leer, die Armee ist fahnenflüchtig und die Germanen stehen vor der Tür. Doch während sich das Reich dem Untergang zuneigt, hat Romulus, der Insolvenzverwalter der abendländischen Zivilisation, andere Sorgen: Seine Hühner legen kaum noch Eier. Die Minister und Untertanen sind verzweifelt und man fragt sich: Ist so viel Desinteresse am eigenen Reich und der Weltpolitik Wahnsinn, Faulheit oder Kalkül? Indes bietet ein reicher und tüchtiger Hosenfabrikant an, das bankrotte Staatsunternehmen zu sanieren und alle Römer*innen in Hosen zu kleiden. Dafür fordert er die Kaisertochter zur Frau. Doch Romulus denkt nicht im Traum daran, seine Tochter für das Überleben des Staates zu verkaufen.
Friedrich Dürrenmatts Frühwerk aus dem Jahr 1948, ein scharfzüngiger Kommentar auf unsere Gegenwart, ist eine sarkastische Geschichtsstunde über Projektionen, Fassaden, Krisenpolitik und Zeiten des Umbruchs. Grotesk, mit Sprachwitz, verdrehten Fakten und philosophischem Tiefgang zeigt ROMULUS DER GROẞE eine untätige Regierung, die sich selbst abschafft.
„Das Stück, in dem es in einer sehr freien Art, die mit den historischen Fakten wenig zu tun hat, um das untergehende Rom im 5. Jahrhundert geht, erfordert von der Regie eine sensible Gratwanderung, die weder in Klamauk auf der einen Seite, noch in eine tragisch-depressive Stimmung auf der anderen Seite abrutschen darf. Am Theater Regensburg gelingt nun der Schauspieldirektorin Antje Thoms diese Gratwanderung auf beeindruckende Weise. Ihre Inszenierung sorgt durch zahlreiche originelle und amüsante Details für Heiterkeit, räumt aber auch den tragischen Momenten Raum zur Entfaltung ein.“ — (29.4.24)
„Der Feind steht vor der Tür, aber der Kaiser beliebt zu chillen und Hühner zu züchten: Antje Thoms inszeniert das Stück nah an Dürrenmatt. Das ist stimmig gemacht, komisch, vergnüglich, hellsichtig [...] Sie hat vor allem ein Ensemble zur Hand, das sich freudig, so virtuos wie rasant in seine Zwei- und Dreifachrollen stürzt. Guido Wachter [...] spielt ein beträchtliches Talent zur Komik aus, bevor er schlagartig wechselt zum knallharten Apologeten des Untergangs. [...] Der Star des Abends aber ist Dürrenmatts Text, Sätze wie gemeißelt, zeitlos, geistreich, hellsichtig, viele bonmot-tauglich, viele geeignet, sich daran zu entzünden.“ — (29.4.24)
„Als Kaiser zu faulenzen gefährdet den Staat – als Politiker zu faulenzen gefährdet die Menschheit [...] Diese Perspektive fängt Regisseurin Antje Thoms hervorragend ein. [...] Beinahe kann man die Gleichgültigkeit des Hühnerzüchterkaisers nachvollziehen und findet sich beim Zuschauen zwischen Wahnsinn, Humor und Weltuntergang wieder. [...] Die Frustration und Verzweiflung über Kaiser Romulus bleiben somit nicht im Theatersaal, sondern sind im Hinblick auf die Themen, die unsere heutige Politik bewegen, erschreckend nachvollziehbar.“ — (30.4.24)