Uraufführungen sind immer etwas ganz Besonderes. Zum ersten Mal wird ein Stück vor Publikum gespielt und verlässt den geschützten Raum des Schreibtisches und der Probebühne. Erste Reaktionen auf das Stück kommen zusammen und die harte Arbeit trägt Früchte.
Doch wie kommt man von der ersten Idee zum finalen Werk? Das wollen wir bei THE FIRST PAGE, hier am Beispiel von Lutz Hübners und Sarah Nemietzs' LOB DER GERECHTEN, genauer betrachten.
Schauspieldirektorin Antje Thoms und die Schauspieldramaturginnen Maxi Ratzkowski und Elena Höbarth sitzen zusammen und planen die Spielzeit 25/26. Dabei kommt die Idee auf, ein Auftragswerk für die Staatstheater-Saison zu vergeben.
Wer könnte so ein Auftragswerk schreiben? Welche Stimmen braucht es auf der Regensburger Bühne? Wer passt gut zum Spielzeitmotto, zum Team und in den Schauspiel-Spielplan? Mehrere Namen stehen im Raum, doch die erste Anfrage ging an ...
Der Verlag Hartmann & Stauffacher wird angefragt, ob Lutz Hübner und Sarah Nemitz für ein Auftragswerk zur Verfügung stehen würden. Zum Glück kam ein Ja zurück!
In einem gemeinsamen Zoom stellen Lutz Hübner und Sarah Nemitz drei Ideen vor, an denen sie gerade arbeiten. Antje Thoms und Maxi Ratzkowski sprechen mit ihnen auch realistische Zeitschienen ab.
Sarah Nemitz und Lutz Hübner kommen nach Regensburg und der favorisierte Pitch wird besprochen sowie Details der angedachten Zusammenarbeit fixiert. Natürlich dürfen Kaffee und Kuchen bei diesem Treffen nicht fehlen.
Alle Beteiligten, auch der Verlag, stimmen dem Projekt zu und mit diesem Go wird sich in die Arbeit gestürzt. Man einigt sich auf die Stückidee mit dem Arbeitstitel LOB DER GERECHTEN.
Dramaturgin Maxi Ratzkowski schreibt den Ankündigungstext für das Spielzeitheft 24/25 und fragt nach einem ersten Stückzitat. Nemitz und Hübner schicken folgendes zurück: "Was soll denn da schon schiefgehen?".
Sarah Nemitz und Lutz Hübner kommen zum zweiten Mal nach Regensburg. In einem Café lesen sie gemeinsam mit Antje Thoms und Maxi Ratzkowski in verteilten Rollen das Stück. Danach wird Regensburg besichtigt, um nach Orten zu schauen, auf die sich das Stück beziehen könnte.
Es wird überprüft, ob die Bühnenbildentwürfe tatsächlich auf der Bühne im Antoniushaus umgesetzt werden können.
Das Ensemble erhält die finalen Textbücher und beschäftigt sich schonmal mit dem Text.
Das Ensemble, das Regie-Team und die Autor*innen kommen zum ersten Mal zusammen. Die Ideen für Kostüm und Bühne sowie erste Inszenierungsgedanken werden vorgestellt. Im Anschluss liest das Ensemble in ihren jeweiligen Rollen.
Jung und Gleich e.V.
„Als Jung und Gleich e.V. würden wir vor einer Zusage zum Straßenfest der Demokratie darüber sprechen, dass es ein wirklich offener, sicherer und respektvoller Rahmen sein muss. Eingeladen sollten nur Gruppen und Personen werden, die die demokratischen Werte teilen und nicht das Ziel haben, diese zu untergraben oder die Veranstaltung zu stören.
Uns ist wichtig, dass die Veranstaltung friedlich abläuft – Sachbeschädigungen oder Schmierereien werfen sonst ein schlechtes Licht auf ein eigentlich positives Anliegen. Vor Ort braucht es deshalb klare Absprachen zur Sicherheit sowie Orte für Austausch, Begegnung und Sichtbarkeit verschiedener Initiativen.
Wir würden uns wünschen, aktiv eingebunden zu sein – z. B. mit einem Stand oder einem kleinen Programmpunkt – damit queere Perspektiven sichtbar werden und wir im Dialog mit anderen über Vielfalt in der Demokratie sprechen können.“
Ach und Krach
„Wir würden vorher im Plenum alle anderen involvierten Organisationen durchgehen und bei uns unbekannten Orgas im Freund*innen-Kreis fragen, ob wer Infos hat. Insofern hätten und haben wir keine Lust auf undemokratische Gruppen jeglicher Couleur. Wir sehen das natürlich differenziert und ein Verband der Jungen Union kann unter Umständen durchaus noch zum breiten Diskurs zu einem solchen Fest gehören. Aber im Großen und Ganzen: Kein Interesse an Veranstaltungen, an denen Personen, die rassistische, antisemitische, hegemonial männliche oder klassistische Narrative voran treiben.
Die Einbindung bei so etwas hängt von der Situation ab. Teilweise können wir uns vorstellen, mitzuorganisieren, aber auch Deko-und Aufbauaufgaben wahrzunehmen, etc.“
EBEN.WIDERSPRUCH
„Wir, das feministische Kollektiv eben.widerspruch, würden nicht zu einem Sommerfest der Demokratie kommen, wenn dort sexistische, misogyne, rechtsradikale, fundamentalistisch/religiöse, rassistische oder antisemitische Akteur*innen mitwirken würden. Demokratie bedeutet für uns Antifaschismus! Wir verstehen uns als linksradikale Antifaschist*innen und stellen uns gegen Extremismustheorien, die in Hufeisen-manier bitter notwendigen Antifaschismus mit menschenverachtenden Ideologien gleichsetzt.
Wir hätten außerdem keinen Bock als feministisches Kollektiv die Verpflegung oder Care-Arbeit zu übernehmen. Es bräuchte definitiv ein Awareness Konzept und genügend FLINTA als Acts auf der Bühne.
Wie im täglichen Alltag spiegeln sich auch bei solchen Veranstaltungen die patriarchalen Verhältnisse, denen wir den Kampf angesagt haben.“
ANA REGENSBURG
„Zuerst würden wir über den Ausrichter des Festes diskutieren. Wäre es die Stadt selbst, wäre das eine sehr ungewohnte Situation, da wir bisher bei städtischen Einrichtungen eher auf Ablehnug gestoßen sind, sei es für Räume oder bei der Zusammenarbeit. Weiter würden wir besprechen, wie unsere Kapazitäten sind und was wir uns von einer Teilnahme erhoffen, bzw. was wir gerne damit erreichen würden. Rechte Akteur*innen wie z.B. die AfD und die Polizei sollten an einem Fest der Demokratie in unseren Augen nichts zu suchen haben und würden uns daran zweifeln lassen, ob unser Demokratieverständnis mit dem der Ausrichter*innen in Einklang zu bringen sind.
Sollte aber nichts gegen eine Teilnahme sprechen, so würden wir dann darüber diskutieren, wie wir gerne eingebunden würden und unsere Inhalte setzen könnten. Dabei wäre wir aber flexibel und uns z.B. einen kleinen Stand, ein Quiz, ein Spiel, eine Kinderleseecke, die Organisation von Workshops oder Konzerten, u.v.m. vorstellen. Weiter wäre uns wichtig, dass nicht nur Parteien als Partizipatoren der Demokratie gesehen werden. Gewerkschaften, Vereine, kleinere polit. Gruppen usw. spielen eine wichtige Rolle für die Schaffung einer Demokratie. Dazu gehört auch, dass Demokratie nicht an den Parlamenten endet, sondern auch in den Wohnblock und in die Arbeit gehört. Final wäre uns wichtig zu zeigen, dass Demokratie nicht gleich liberal-parlamentarische Demokratie ist, sondern es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, Demokratie zu realisieren. Dazu gehört für uns eine Abschaffung von Hierarchie im Sinne universeller Gleichheit. Dies beinhaltet auch die Überwindung von Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat.“
Refugee Law Clinic Regensburg
„Wenn wir zu einem Straßenfest der Demokratie eingeladen würden, würden wir uns fragen, ob die Veranstaltung tatsächlich offen und zugänglich für alle ist – insbesondere für Menschen, die oft nicht repräsentiert oder sogar von gesellschaftlicher Teilhabe ausgegrenzt werden. Ein Fest der Demokratie sollte auch Freiräume schaffen, in denen beispielsweise Geflüchtete und Migrant*innen nicht nur „Gäste“, sondern selbst aktive Gestalterinnen sein können. Wichtig wäre für uns auch, wer eingeladen ist bzw. wer nicht. Organisationen oder Gruppierungen, die versuchen, unsere Demokratie und ihre Werte zu unterwandern oder abzuschaffen, indem sie zum Beispiel menschenfeindliche, rassistische, diskriminierende oder antidemokratische Positionen vertreten, haben auf dem Straßenfest keinen Platz. Stattdessen sollten Stimmen im Mittelpunkt stehen, die sonst zu wenig Gehör finden. Vor Ort bräuchte es außerdem niedrigschwellige Möglichkeiten zur Begegnung: Orte für Austausch, Information und Beratung, aber auch für gemeinsames Feiern. Wir würden uns wünschen, eingebunden zu sein, indem wir unsere Arbeit vorstellen und mit Besucher*innen ins Gespräch kommen können.“
FFF REGENSBURG
Vor einer Zusage müsste klar sein, ob die anderen teilnehmenden Gruppen ebenfalls unsere Werte vertreten, also zum Beispiel keine rechten Parteien dabei sind. Zudem ist uns Barrierefreiheit sehr wichtig und wir würden uns dafür einsetzen, dass auf dem Fest zu gut es geht auf Barrierearmut geachtet werden würde. Einbringen würden wir uns beispielsweise mit einem Stand oder momentan mit dem Sammeln für Unterschriften für das Bürger*innenbegehren gegen die Sallerner Regenbrücke.
FEM*JAM
Der FEM*JAM möchte einen Raum für Menschen sämtlicher Geschlechter schaffen, um deren Gedanken und Kunst zum Thema Feminismus zu teilen, sich auszutauschen und/oder einfach einander zuzuhören. Wir als Orga-Team würden möglich machen wollen, dass der Zugang für all diese Menschen möglich ist und wir einen kleinen Safer Space kreieren. Dieser Raum exkludiert also rassistische, queerfeindliche, sexistische, sonstige menschenfeindliche Meinungen.
Weitere Antworten folgen.
Nach sechs Wochen Theaterferien kommt das Ensemble erstmals wieder zusammen. Gemeinsam finden sie zurück in das Stück.
Zum ersten Mal spielt das Ensemble das Stück in voller Länge. Lief schon alles rund oder war es etwas holprig? Kathrin Berg und Thomas Mehlhorn, beide Schauspieler*innen, berichten.
Bei der ersten Hauptprobe ist der Fotograf Sylvain Guillot vor Ort und fängt erste Eindrücke der Inszenierung ein.
Das Regieteam sowie die Autor*innen stellen ihre Konzepte vor und lassen sich vom Publikum mit Fragen löchern.
Besonders interessant war für viele die Zusammenarbeit von Lutz Hübner und Sarah Nemitz. Wie kann man sich das vorstellen?
Lutz Hübner meinte dazu: „Theater ist Dialektik. Wenn ich Sarah eine Idee erzähle und sie nach wenigen Sekunden verliere, kann ich die Idee direkt streichen. Wir beide müssen Spaß mit der Geschichte haben und so lassen sich Themen ganz leicht aus mehreren Perspektiven beleuchten."